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Mikroskopische Prozesse an der Oberfläche beim
Ionenätzen
Das Ionenätzen ist dem bereits beschriebenen Sputterverfahren sehr ähnlich. In
diesem Fall wird jedoch die Oberfläche der Probe, wie das Target beim
Sputterverfahren, mit Ionen beschossen. Beim Sputterverfahren wird die
Probenoberfläche dagegen mit herausgeschlagenen, neutralen Targetatomen
beschossen. Die mikroskopischen Prozesse, die dabei in der obersten Schicht
der Probe stattfinden, sind sehr ähnlich und ihre grundlegende Beschreibung
ist daher gleich.
Einfallende Teilchen stoßen mit den Atomen im Festkörper und übertragen
Energie auf die Atome. Ist die übertragene Energie größer als die
Bindungsenergie des Kristallgitters, entsteht das erste herausgeschlagene
Atom.
Abbildung 1.8:
Klassifikation der Sputterprozesse in der
Schicht, nach [6]. Das hier von links einfallende
Teilchen hat jeweils eine unterschiedliche Auswirkung auf das
Kristallgitter an der Probenoberfläche.
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Die mikroskopischen Prozesse in einer metallischen Schicht, die mit Ionen
beschossen wird, lassen sich in drei Klassen einteilen (Abbildung
1.8):
- a)
- Bei dem single-knockon Prozeß überträgt das auftreffende
Teilchen seine Energie auf ein Targetatom, daß nach wenigen weiteren Stößen
aus der Oberfläche herausgeschleudert wird.
- b)
- Bei dem linear cascade Prozeß ist die Energie, die auf das
Targetatom übertragen wird so groß, daß das erste Targetatom
weitere Atome aus dem Kristallgitter herausschlägt und dadurch ein linearer
kaskadenartiger Prozeß beginnt.
- c)
- Der Spike Prozeß ist dem linear cascade Prozeß sehr
ähnlich, jedoch ist die Dichte der bewegten Targetatome sehr viel
größer. Die Veränderungen im Kristallgitter sind bei diesem Prozeß am
größten.
Welcher dieser Prozesse in der Schicht stattfindet, ist insbesondere von der
Energie und der Masse der Ionen abhängig. Im Allgemeinen findet der
single-knockon Prozeß im unteren und mittleren eV Bereich statt, während der
linear cascade Prozeß erst bei einigen keV und MeV stattfindet. Der spike
Prozeß findet nur bei den besonders schweren Ionen und sehr hohen Energien
statt.
Eine wichtige Größe bei der Beschreibung des Sputterprozesses ist der
Sputterertrag , der als Quotient aus herausgeschlagenen Atomen und
einfallendem Teilchen definiert ist:
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(2.2) |
Der Sputterertrag ist von sehr vielen Faktoren abhängig. Die Energie und
Masse der einfallenden Teilchen, der Einfallswinkel, das Targetmaterial und
die Oberflächentopograhie tragen unterschiedlich stark zum Sputterertrag bei
und sind nur eine kleine Auswahl der wichtigsten Faktoren. Unterhalb einer
Energieschwelle von etwa 20 bis 40eV bei senkrecht einfallenden Teilchen,
werden überhaupt keine Atome herausgeschlagen [6].
Eine genaue Beschreibung der mikroskopischen Prozesse in der Schicht ist nur
mit aufwendigen Computersimulationen möglich. Zudem müssen die einzelnen
Parameter, wie z.B. die genaue Struktur und Ausrichtung des Festkörpers,
bekannt sein.
Viele Studien beschäftigten sich mit diesen mikroskopischen Prozessen für
bestimmte Schichten und Teilchen. So wurden nicht nur Computersimulationen
durchgeführt [50,51], sondern z.B. auch
elektronenmikroskopische Untersuchungen während des Sputterprozesses
[45]. Änderungen in der Struktur und den Eigenschaften von
Oxidschichten wurden festgestellt [13] und so wird z.B. die
Supraleitung von YBaCuO durch Argonionenätzen
verbessert [15].
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Michael Panhorst
2001-01-23